Der Autor

Dario Fo, einer der Protagonisten der modernen Farce und des politischen Theaters, hat am 24. März 1926 in Sangiano am Lago Maggiore das Licht der Welt erblickt. 1997 wurde dieser vielfältige Theaterautor dann „für sein volkstümlich-politisches Agitationstheater“ mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet. In der Würdigung der schwedischen Akademie heisst es: „Die Mischung von Lachen und Ernst ist sein Mittel, um Übergriffe und Ungerechtigkeiten der Gesellschaft deutlich zu machen, aber auch um diese in eine grössere Perspektive zu rücken.“

Fo differenzierte in seiner Dankesrede folgendermassen: „Die Macht, und zwar jede Macht, fürchtet nichts mehr als das Lachen, das Lächeln und den Spott. Sie sind Anzeichen für kritischen Sinn, Phantasie, Intelligenz und das Gegenteil von Fanatismus. Ich bin nicht mit der Idee zum Theater gegangen, Hamlet zu spielen, sondern mit der Ansicht, ein Clown zu sein, ein Hanswurst.“

Doch Dario Fos Farcen sind mehr als billige Scherze. Es sind Stücke voller doppelter Schlüssel für Doppelzimmer mit Doppelmoral. Sie werfen einen schrägen Blick auf unsere verrückte Alltäglichkeit: Da wird aus einem Haus ein Freudenhaus, ein Toter wird wieder lebendig, ein Straßenkehrer zum Philosophen. Verrückte Bruch-Stücke unseres Lebens.


I wie Italia dei Valori / Italien der Werte

Antonio Di Pietro ist der Leader der Anti-Berlusconi-Partei Italia dei Valori / Italien der Werte. Als Richter hat Di Pietro den ersten grossen Prozess gegen Berlusconi geleitet. Inzwischen hat Di Pietro eine erfolgreiche Partei gegründet. Manche Politiker sind jedoch gegen ihn. Diesbezüglich hat Fo 2008 folgendes Märchen erzählt: Es war einmal ein Zebra, das am Urwaldrand rannte. Plötzlich tritt ein Löwe aus dem Wald hervor und verfolgt es. Das Zebra flüchtet, der Löwe hat es beinahe eingeholt. Das verzweifelte Zebra versucht sich mit allen Mitteln zu retten, auch indem es wie besessen hin- und herhüpft. Der Löwe ist verwirrt und das Zebra gewinnt einen Vorsprung. In der Zwischenzeit betrachten die Urwaldtiere das Zebra und sagen: „Schämt es sich nicht? Das Zebra flüchtet stillos vor dem Löwen, dem König des Urwalds! Es muss Fortschritte machen, es muss Stil haben. Das Zebra muss mit dem Löwen das Gespräch suchen. Ansonsten wollen wir mit ihm nichts mehr zu tun haben...“ Das arme Zebra hört auf sie und versucht Fortschritte zu machen. Es versucht mit dem Löwen das Gespräch zu suchen. Darauf packt der König des Urwalds das Zebra und frisst es auf.

Es versteht sich von selbst, dass das Zebra Di Pietro darstellt und der Löwe
Berlusconi.

Donato Sperduto