in der Bühnenfassung von Lukas Bärfuss
Parzival – zum Stück
"Eine Welt des Übergangs. Jede Gewissheit ist verloren. Regeln werden nur behauptet, Werte vorgetäuscht, Ehre, Respekt, Aufrichtigkeit- alles leere Worte. Willkür herrscht, und nackte Gewalt ist ihr Instrument. Darin ein verwahrloster Junge, töricht, zornig, stark, schön. Du kannst den Jungen aus der Einöde holen, aber die Einöde nicht aus dem Jungen."
Lukas Bärfuss
Er ist jung und schön, er ist töricht und stark und voller ungebändigter Neugier. Er wächst auf in der Wildnis wie ein Wolfsjunge, sorgsam behütet von seiner Mutter und ihren Bediensteten. Sie will ihn fernhalten von allem Bösen dieser Welt. Er soll kein Ritter werden wie sein Vater, der schon vor der Geburt des Kindes im Kampf als Ritter starb.
Doch was nicht sein darf, meldet sich umso dringlicher zurück. Der Junge will Ritter werden. Die Mutter versucht es ihm auszureden. Sie kleidet ihn in ein Narrenkostüm und hofft, dass er bald, verlacht und verspottet, zurückkommt zu ihr. Der Junge verlässt die verzweifelte Mutter, ausgerüstet mit ihren hilflosen Ratschlägen, mit entschlossener Naivität und seinem tödlichen Wurfspiess. Und mit einem kindlichen Kopf voller Fragen, mit denen er alle löchert, auf die er trifft. Er macht Bekanntschaft mit einer schönen Frau und entreisst ihr gewaltsam den Ring. Er begegnet einer Trauernden, die bei ihrem getöteten Mann wacht. Er lernt Ritter kennen, lernt kämpfen und siegen. Eine sagenumwobene Burg mit einem leidenden König, der auf Erlösung wartet, erscheint ihm wie im Traum. Er findet Lehrmeister, er will lernen, will alles richtig machen, Wort für Wort. Und macht so alles falsch. Wird verflucht und verspottet. Er zweifelt, verzweifelt an sich, an der Welt, an den Menschen. Und sucht Trost und Zuflucht in der Liebe zu einer Frau.
So könnte die Geschichte von PARZIVAL ohne Schnörkel erzählt werden. So erzählt sie uns Lukas Bärfuss, heutig, knapp und ohne Pathos. Und doch auch ganz nah an der phantastischen Geschichte dieses wilden und suchenden Narren, wie sie Wolfram von Eschenbach vor über 800 Jahren aufgezeichnet hat. Wir versuchen sie auf der Bühne so zu erzählen, dass sie auch heute echte Gefühle weckt, wenn von Liebe und Lust, von Abenteuern, Gewalt und Kampf, von Verzweiflung und Trauer die Rede ist.
Aufführungsrechte bei HARTMANN & STAUFFACHER GmbH, Verlag für Bühne, Film, Funk und Fernsehen, Köln